7. Geburtstag des Vorlese-Cafés
Das Vorlese-Café auf Serbisch und Deutsch
Veranstalter: Kulturinitiative Coerde
Lesung aus dem Roman „Sanduhr“ („Peščanik“) von Danilo Kiš (1935-1989)
Musik: Lydia Fischer (Klavier)
Moderation: Tanja Stermann (Gründerin des Vorlese-Cafés)
Fr. 14.02.25, 19.30 Uhr ausgefallen
Fr. 28.03.25, 19.30 Uhr Serbisch-Deutsch
Fr. 13.06.25, 19.30 Uhr
Danilo Kiš zählt zu den bedeutendsten serbischen Autoren der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Er wurde 1935 in Subotica, im Norden des heutigen Serbiens geboren, damals noch im Königreich Jugoslawien. Er studierte in Belgrad Vergleichende Literaturwissenschaft und war auch als literarischer Übersetzer aus dem Ungarischen, Französischen und Russischen tätig. Als Lektor für Serbokroatisch und jugoslawische Literatur arbeitete er an den Universitäten Straßburg, Bordeaux und Lille.
Sein Werk umfasst Romane, Erzählungen, Essays, Theaterstücke und Gedichte.
Im Jahr 1962 veröffentlichte er seine ersten Romane „Die Dachkammer“ und „Psalm 44“. Zu den bekanntesten Werken dieses Autors zählen „Ein Grabmal für Boris Dawidowitsch“ (1976) und „Die Enzyklopädie der Toten“ (1983). Zusammen mit seinen anderen Werken wurden sie weltweit in viele Sprachen übersetzt. Danilo Kiš starb 1989 in Paris.
An diesem Abend befasst sich das Vorlese-Café mit dem letzten Werk aus seiner Familientrilogie, welche sich aus den folgenden Werken zusammensetzt: dem Roman „Garten, Asche“ (1965), der Erzählsammlung „Frühe Leiden“ (1969) und dem Roman „Sanduhr“ (1972).
Diese Werke weisen starke autobiographische Züge auf, in denen der Autor auf drei unterschiedliche Weisen die Erinnerungen, Erfahrungen und Traumata seiner Kindheit zeichnet. Seine frühen Lebensjahre waren von der Kriegszeit, der Pogrome, der ständigen Flucht der Familie und vom Verlust des Vaters gekennzeichnet, der als ungarischer Jude, wie der Großteil seiner Familie, 1944 in Auschwitz umkommt und so eine große Lücke im Leben der Familie hinterlässt.
In einem Interview aus 1973 erzählt Danilo Kiš: „Und schon das Wort peščanik mit all seinen Bedeutungen ist im Grunde eine Metapher für den Riß; peščanik als Sandstein, als Wand aus Sand, ist ein Resultat geologischer Erschütterungen und Zerklüftungen, peščanik als Sanduhr ist ein Riß, durch den der Sand fließt, die Zeit; Sanduhr ist das Bild einer zerrissenen Zeit, zerrissener Menschen und ihres zerrissenen Schöpfers. „Sanduhr“ ist der vollkommene Riß!“*
In einem weiteren Interview beschrieb Danilo Kiš das letzte Buch dieser Trilogie, „Sanduhr“, als eine Art Exegese eines authentischen Briefes, den sein Vater am 5. April 1942 schrieb und den wir am Ende des Romans vorfinden.**
Tanja Stermann wird ausgewählte Passagen aus dem Roman „Sanduhr“ in serbischer Sprache vortragen. Der Schauspieler und Sprecher Carsten Bender präsentiert sie anschließend in deutscher Sprache.
Die Pianistin Lydia Fischer aus Münster wird den Abend musikalisch gestalten und das Werk „The Hours“ (2002), die Fassung für Soloklavier, des amerikanischen Komponisten Philip Glass (*1937) aufführen.
*Danilo Kiš: Homo poeticus, Gespräche und Essays – Sanduhr ist der vollkommene Riß, S. 154, C.Hanser Verlag, 1994
** Danilo Kiš: Homo poeticus, Gespräche und Essays – Zwischen Politik und Poetik, S. 234, C.Hanser Verlag, 1994
Eintritt: kostenfrei! Um Spenden wird im Anshluß an die Vorstellung gebeten!
Theater in der Meerwiese
An der Meerwiese 25
48157 Münster
Begegnungszentrum Meerwiese
An der Meerwiese 25, 48157 Münster
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